Tierarztbesuche? – aber gern!
Wer geht schon gern zum Arzt – vermutlich kaum jemand und unsere Tiere noch weniger. Und trotzdem sieht man immer wieder Ausnahmen im Wartezimmer, die nicht vor Angst zittern oder direkt wieder gehen wollen. Wie machen die das nur?
1) Erstbesuch und Erfahrungen sammeln
2) Üben hilft
3) Viel Übung und trotzdem kein Meister – was hilft?
4) Auf keinen Fall trösten
5) Sympathie ist wichtig – die „richtige“ Tierarztpraxis
6) Schon gewusst?
Die Ersterfahrung beim Tierarzt entscheidet
TierbesitzerInnen müssen geduldig sein, wenn sie ihrem Liebling die ärztliche Untersuchung erleichtern wollen; entscheidend dabei ist oft der erste Besuch in der Tierarztpraxis. Einer der wichtigsten Punkte bei jedem Tierarztbesuch ist die eigene Ruhe und Gelassenheit. Ist der Mensch unruhig und nervös, überträgt sich diese Anspannung auf das Haustier.
Auf jeden Fall sollte man sich im Behandlungsraum zurücknehmen und das tiermedizinische Personal einfach machen lassen. Versucht nicht zu trösten oder zu besänftigen, das kann nur zu vermehrter Unruhe führen und eventuell steht ihr dem Personal dann im Weg.
Erstbesuche die mit Schmerzen verbunden sein könnten, sollten vermieden werden. Verläuft dieser erste Termin ohne Probleme, ist die Wahrscheinlichkeit für weitere stressfreie Tierarzttermine hoch. Für die erste Vorstellung in der Tierarztpraxis empfiehlt sich ein ruhiger und sanfter allgemeiner Gesundheitscheck mit vielen Streicheleinheiten und Leckerlis.
So kann der Vierbeiner lernen, dass in der Praxis nichts Schlimmes passiert. Der erste Eindruck zählt.
Üben hilft!
Ihr könnt den Erstbesuch bereits zu Hause üben: Seht erst mal in ein Ohr oder zieht die Lefze sanft einmal hoch, dann lobt ihr den Hund. Fasst euren Hund überall an und „untersucht“ selbst. Wenn diese ersten Übungen problemlos laufen, können die Einheiten etwas länger gestaltet und „Untersuchungen“ kombiniert werden. Wichtig dabei ist, diese Übungen gerade am Anfang nicht unnötig in die Länge zu ziehen und spielerisch zu halten. Übt auch das Anlegen und Tragen eines Maulkorbes, falls dieser unverhofft doch zum Einsatz kommen muss, ist dies ein Stressfaktor weniger.
Unser pawsönlicher Tipp: Unsere Fellsicherung-Redaktionshündin hat gelernt sich auf Kommando so hinzulegen, dass sie problemlos am Bauch und an den Pfoten untersucht werden kann. Durch solche Tricks kann man dem Hund das „Hinlegen durch Zwang“ auf dem Untersuchungstisch ersparen und der Tierarztbesuch läuft stressfreier ab. Probiert es aus, den Tricks und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt UND ihr leistet gleichzeitig noch für Arbeit im Gehirn eures Hundes!
Es gibt noch einen Trick 17 für diejenigen, die ein wenig nachhelfen wollen: Für Hunde und Katzen gibt es im Fachhandel Duftstoffe – sogenannte Pheromone – welche die Vierbeiner ohne Nebenwirkungen entspannen. Es gibt sie in Form von Verdampfern für die Steckdose, als Halsbänder oder als Sprühflaschen. Diese Duftstoffe können im Vorfeld eingesetzt werden, um ängstliche Kandidaten etwas zu entspannen.
Viel Übung und trotzdem kein Meister – was hilft?
Nicht jede/r Hundebsitzer/in hat das Glück den Erstbesuch des eigenen Hundes gesteuert zu haben., bzw. manche Kandidaten haben doch schlechte Erfahrungen machen müssen und haben nun Stress jedes Mal, wenn es in die Tierarztpraxis geht.
Wir empfehlen die Übungen, welche wir euch bereits vorgeschlagen haben, kontinuierlich zuhause weiterzumachen. Trotzdem, manchmal hilft auch alles üben nicht. Trotz allem kann es Hunde geben, die Artgenossen im Wartezimmer, der Praxisbetrieb, fremde Menschen und/oder die ungewohnten Gerüche weiterhin in starken Stress oder auch in Aggression versetzen. Diesen unnötigen umgebungsbedingten Stress können wir vermeiden, indem unsere Vierbeiner bis zur Untersuchung, je nach Witterung, im Auto oder draußen warten.
Wer doch im Wartezimmer warten möchte / muss, sollte sich selbst beschäftigen. Lest etwas, spielt mit dem Handy, aber versucht nicht euren Hund übermäßig zu trösten, zu hätscheln oder mit großen Worten zu besänftigen. o.Ä. Die optimale Situation wäre, wenn euer Hund sich neben euch auf den Boden setzt oder legt und ruhig abwartet. Klare Ansage, klares Kommando:
„Wir müssen hier keine Angst haben!“
Übrigens: Stress beginnt oft nicht in der Praxis, sondern bereits auf dem Weg dorthin. Sei selbst entspannt und gestalte auch die Fahrt / den Weg zum Termin entspannt.
Unser pawsönlicher Tipp: Macht immer Termine beim Tierarzt um unnötige, stressige Wartezeiten zu vermeiden! Lasst euren Hund vorher sein Geschäft verrichten, mit leerer Blase sind viele Situationen schon weitaus entspannter als mit starkem Harndrang.
Auf keinen Fall trösten
Oft neigen HundebsitzerInnen schnell dazu den eigenen Hund vor oder während der Behandlung trösten zu wollen. Dass dies aber oft genau das Gegenteil bewirkt von dem was ihr euch erhofft, ist vielen nicht bewusst. Wenn ihr selbst gestresst oder unruhig seid, überträgt sich dies auf euren Hund und löst bei ihm ebenfalls Angst und Stress aus. Falls ihr selbst zu nervös seid, nehmt euch am besten eine ruhige Begleitperson mit.
Durch Trösten und Bemitleiden wird der Vierbeiner nur in seiner Angst bestätigt. Geht mit gutem Beispiel voran und redet bestimmt, aber freundlich mit eurem Hund. Um den Hund beim Tierarzt zu beruhigen, könnt ihr ihm auch immer wieder Hundeleckerlis anbieten und ihn damit ablenken.
Manche Tierärzte empfehlen sogar, dass die BesitzerInnen draußen bleiben, bzw. gerade in der momentanen Zeit der Coronapandemie, ist es oft nicht gestattet, dass BesitzerInnen in den Behandlungsraum dürfen bzw. müssen diese hinter einer Trennwand bleiben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese räumliche Trennung zum eigenen Hund oft von Vorteil ist.
Sympathie ist wichtig – die „richtige“ Tierarztpraxis
Fast jeder kennt es: fühlen wir uns in einer Tierarztpraxis nicht wohl oder vertrauen dem Tierarzt nicht, wird unser Hund diese Stimmung aufgreifen. Die Sympathie zwischen allen Beteiligten ist ein wichtiger Faktor, damit unsere Hunde bei ihrem Arzt eine Chance auf Vertrauen und Entspannung haben. Wer eine neue Praxis aufsucht, sollte sich vorher informieren oder ein Kennlerngespräch zusammen mit dem Hund vereinbaren um zu schauen, ob die Chemie stimmt.
Schon gewusst?
Unser ganz „heisser“ Tipp; wenn möglich, wählt einen Termin direkt nach der Praxisöffnung. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass es in den Räumlichkeiten noch nicht so sehr nach anderen Hunden riecht. Dementsprechend liegen auch weniger Angst- und Stressstoffe in der Luft, von denen sich dein Hund „anstecken“ lassen könnte.